Agenda

07.06 - 04.08.2024

ProtoZone 15

01.08.2024

Queer Bay Day

16.08 - 01.09.2024

Theaterspektakel

07.09.2024

Lange Nacht der Zürcher Museen

13.09 - 03.11.2024

ProtoZone 16

15.11 - 12.01.2025

ProtoZone 17

Proto-
zonen
2020
-2025

Die Shedhalle als Raum für prozessbasierte Kunst

Der Prozess ist ein Werkzeug, um der Kunst unbekannte Handlungs- und Denkräume zu erschließen. Er ist der Kern unserer Arbeit in der Shedhalle. Wir führen damit eine Entwicklung weiter, bei der sich die Autorität von Künstler*innen und Institutionen zum Publikum verschiebt. Kunst ist an der Herstellung konkreter Gemeinschaften beteiligt.

 

Die Welt wandelt sich und Kunstinstitutionen stehen vor der Aufgabe, mit gesellschaftlichen Fragen umzugehen. Immer stärker werden Plattformen wichtig, die sich dynamisch mit dem sozialen, technologischen und ökologischen Wandel auseinandersetzen.

 

Debatten um politische Handlungsunfähigkeit, die Ermächtigung marginalisierter Gruppen und ökologische Nachhaltigkeit treffen nirgends so verdichtet aufeinander wie in der Kultur. Museen, Kunsthallen, Festivals und Theater sind Labore für Wandel und Testgebiete für Utopien. Darin sehen wir die Aufgabe der Shedhalle in Zürich, und dafür braucht es neue Strategien des Ausstellungsmachens.

 

Die Idee hinter der prozessbasierten Kunst entstammt den künstlerischen Experimenten der Mitte des 20. Jahrhunderts. Jener Zeit also, in der die bestehenden Gattungen zugunsten eines neuen Kunstbegriffs aufgelöst wurden. Die Entstehung wurde ebenso wichtig wie das fertige Werk – wenn nicht wichtiger.

 

Maler*innen inszenierten sich bei der Arbeit, Skulpturen wurden mehrdeutige Gebilde, Theater wandelte sich zu Performance und umgekehrt. Der neue Werkbegriff hat sich in Theater und Musik eingeprägt, und die Integration verschiedener Medien gehört mittlerweile zu den Selbstverständlichkeiten der Gegenwartskunst.

 

Allerdings lässt sich die Öffnung von Werken und Gattungen nicht als Fortschrittsgeschichte erzählen, und schon gar nicht als abgegrenztes Narrativ, denn sie ist weit größeren sozialen, politischen und kulturellen Umwälzungen geschuldet.

 

 

Die Protozone als Ausstellungsformat für prozessbasierte Kunst

Um den Prozess bewusst im Tagesgeschäft einer Kunstinstitution zu verankern, haben wir ein neues Format ausgearbeitet: die Protozone. Sie bietet Raum für Zusammenarbeit und Ausstellungen, denen ihre Offenheit noch anzusehen ist.

 

Die Protozone kann jede Kunstform in sich aufnehmen und bietet Platz für Workshops und Akademien, die wiederum in einen Prozess mit anderen Elementen der Zone eintreten. Die Protozonen der Shedhalle sind inklusiv angelegt, denn sie ermöglichen die Zusammenarbeit von Künstler*innen und Personen mit verschiedenen Hintergründen und Identitäten. Sie erlauben langsames, beharrliches Handeln, sie schaffen einen Raum, in dem sich Prozesse entfalten können.

 

Die Shedhalle und ihre Protozonen sind Orte für unkonventionelle Praktiken und für Experimente. Sie bieten eine Plattform für Künstler*innen, die in unterschiedlichen Disziplinen arbeiten und deren komplexen Biografien wir gerecht werden wollen. Wir verstehen die Protozone als Startpunkt für eine Gemeinschaft von Künstler*innen und Aktivist*innen, die nicht marktkonform arbeiten.

 

Pro Jahr gibt es vier Protozonen. Sie haben jeweils ein eigenes Thema und folgen einem eigenen Regelwerk. Jede von ihnen gliedert sich in zwei Phasen.

 

Die erste Phase dauert einige Tage bis zu einer Woche, und sie dient dazu, künstlerische Prozesse anzustoßen und Installationen und Werke zu aktivieren. Das Ausstellungshaus bleibt durchgehend geöffnet, die Künstler*innen sind anwesend, bestehende Kunstwerke und Situationen werden präsentiert und weiterentwickelt, neue werden geschaffen. Die Praxis selbst wird sichtbar.

 

Die erste Woche erinnert in Intensität und Immersion an eine Ausstellung, die zu früh eröffnet wurde, die zweite Phase gleicht einer konventionellen Präsentation, die von Veranstaltungen begleitet wird. Ausserdem bleibt etwas von jeder Protozone. Artefakte, Texte und Dokumente gehen in das frei zugängliche Archiv der Shedhalle über.

 

Der Begriff Protozone hat einen doppelten Ursprung. Denn die griechische Vorsilbe Proto- signalisiert eine Vorstufe oder eine Frühform, und lautlich erinnert der Begriff an das Protozoon – griechisch für “das erste Tier” – eine frühe Entwicklungsstufe der Einzeller, die das Potenzial künftiger Evolution in sich trägt.

 

Dann klingt in dem Begriff noch die Zone an. Das ist, jenseits von Urbanistik und Flächennutzung, ein geläufiges Konzept der Science Fiction. Zonen sind in diesem Kontext oft klar umrissene Gebiete, wo eigene Regeln gelten, wo Utopien möglich sind.

 

Zusammenarbeit

Die Protozonen sind keinesfalls reine Spekulation, sondern ein Mittel, um den Prozessgedanken in der Struktur der Institution selbst zu verankern. Neben der Zusammenarbeit mit internationalen Akteur*innen arbeiten wir mit Künstler*innen aus den verschiedenen Teilen der Schweiz, örtlichen Vereinen, lokalen Initiativen und Institutionen – auch aus Technologie, Wissenschaft und Aktivismus, um unsere Aktivitäten fest in der unmittelbaren Umgebung zu vernetzen.

 

Damit führen wir die Geschichte der Shedhalle weiter, denn die Institution verdankt sich dem historischen Kampf um Freiräume in Zürich. Wir schreiben in unseren Zielen das Zusammenleben in einer postmigrantischen, offenen Gesellschaft und die ökologische Nachhaltigkeit fest, um an die Verhandlung gesellschaftlicher und künstlerischer Prozesse anzuschließen.

Shedhalle – 2020-2025