Das Konzept für die Jahre 2026 bis 2030 nimmt Bezug auf das antike griechische Theater, insbesondere auf den Chorós, der dort als kollektive Stimme zwischen Publikum und Protagonisten vermittelte. In der Shedhalle fungiert der Chorós als dramaturgische Methode und kuratorisches Werkzeug, um aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu reflektieren. Verkörpert durch wechselnde Figuren, tritt er in kritischen Dialog mit dem Programm und dessen Vermittlung. Dabei werden Strategien sprachlichen Widerstands aus feministischen, queeren und dekolonialen Perspektiven genutzt – als Antwort auf eine Zeit, in der Sprache zunehmend zur Waffe wird und ihre Klarheit verliert.
Ausstellungen werden als „Stagings“ verstanden, die Elemente aus Theater und Ausstellungsgestaltung in körperlich-affektiven Konstellationen verbinden. Das Publikum wird dabei als aktiver Teil des Geschehens gedacht. Ein zentrales Element ist das Display-Konzept „Re-props“: wandelbare, wiederverwendbare Module, die eine flexible und ressourcenschonende Infrastruktur schaffen und kreative Lösungen unter begrenzten Bedingungen ermöglichen.
Thematisch widmet sich das Programm drängenden Fragen unserer Zeit – von politischer Realität über Technologie bis zu Intimität und Vergänglichkeit. Es verfolgt einen mehrschichtigen Zugang, der Komplexität nicht vereinfacht, sondern auf verschiedenen Ebenen erfahrbar macht. Kunst wird dabei als Werkzeug politischen Dialogs verstanden: als Raum der Auseinandersetzung und als Mittel, um den „algorithmischen Zauber“ zu durchbrechen und Beziehungen zwischen Menschen neu zu stiften.
Laura Amann Marín ist Kuratorin und Architektin mit österreichisch-chilenischem Hintergrund. Sie ist Absolventin des de Appel Curatorial Programme in Amsterdam sowie der Akademie der bildenden Künste Wien. Von 2019 bis 2024 war sie Teil des kuratorischen Teams der Kunsthalle Wien unter der Leitung des Kollektivs WHW. Zudem lehrte sie am Institut für Kunst und Gestaltung der Technischen Universität Wien.
Jen Kratochvil ist Kurator*in aus Tschechien. Von 2021 bis 2024 war Jen Direktor*in der Kunsthalle Bratislava. Zuvor war Jen in verschiedenen Institutionen und unabhängigen Plattformen tätig, darunter die Rudolfinum-Galerie, die Nationalgalerie in Prag, Plato Ostrava, das m3 Festival, das Fotograf Festival oder die Entrance Gallery. Darüber hinaus lehrte Jen an der Academy of Fine Arts and Design in Bratislava und unterrichtet derzeit an der Film- und Fernsehschule der Akademie der Darstellenden Künste in Prag.
Ihre kollaborative Praxis erprobten Laura Amann Marín und Jen Kratochvil über vier Jahre hinweg im von ihnen 2017 gegründeten Projektraum Significant Other in Wien. Dort widmeten sie sich Fragen institutioneller Hierarchien und der Beziehung zwischen Off-Space und Museum. Ihr Ziel war es, Brücken zu schlagen, indem sie den ehemaligen Westen und den ehemaligen Osten nebeneinanderstellten, um die Möglichkeit eines gleichberechtigten Dialogs aufzuzeigen.
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