Das Mehr-als-Menschliche weist auf all jenes hin, das «uns Menschen» nicht von anderen und anderem trennt, sondern verbindet. Die Bestandteile ihrer Knochen sind in den Felsen und den Mineralien des Planeten impliziert: in ihnen enthalten und wiederzufinden.
Mit Continuity/Transpassing treten Dinge, die ausschliesslich von Menschen praktiziert werden, in den Hintergrund. Eines dieser Dinge ist Zeit. Als effizientes und von Menschen gemachtes Instrument dient es der Einteilung und Verwertung von Leben und Welt. Es verbindet uns als Zeitgenoss*innen und misst Intervalle des Geniessens, des Lernens, des Arbeitens. Diese Vermessungen, Ordnungen und Separierungen stellen “den Menschen” als exklusive Daseinsform in den Mittelpunkt des Weltgeschehens.
Was wäre, wenn Zeit stattdessen ein Werkzeug wäre? Im Gegensatz zu Instrumenten kennen Werkzeuge grundsätzlich keine fixen und vorbestimmten Verwendungszwecke. Die Beziehung zwischen Hand, Werkzeug und Situation bestimmt, wozu und wie ein Werkzeug genutzt wird. Vor allem dann, wenn in den Handlungen keine Hände, sondern Krallen, Nebelschwaden oder Sporen am Werk sind. Die Linse des Mehr-als-Menschlichen erlaubt es der Zeit, zum Werkzeug zu werden.
Eng verwandt mit Zeit ist das Konzept von Geschichte. Zeit als ordnendes Instrument entscheidet darüber, welche Zukünfte, Gegenwarten und Vergangenheiten Geschichte gemacht haben werden. Geschichte im Mehr-als-Menschlichen existiert dagegen nur im Plural, als Geschichten.
Als Besucher*innen der Shedhalle werden wir in die Prozesse der Protozone eingeschlossen und werden Teil ihrer Geschichten. Wir verabschieden uns vom Mittelpunkt des Weltgeschehens und behalten die Frage auf dem Radar, was mit «Menschen» gemeint sein könnte. Mit dem Verstand allein wird das nicht zu klären sein. Wir spüren, wie wir immer als Teil von anderem existieren und anderes als Teil von uns. Leise hören wir, welche Horizonte sich dabei auffalten – die hier mutierenden Zeitlichkeiten nehmen uns in Beschlag, sobald wir eintreten. Wir sind am Ende «unserer Zeit».
“Jede*r ist eingeladen, an diesem Ort zu verweilen, sich zu erinnern oder einfach zu versuchen, die gegenwärtige und vergangene Gewalt und die Verletzungen nicht zu vergessen, die diese globale Gesundheitskrise für einige tödlicher macht als für andere.”
– Denise Ferreira da Silva: Elemental Study Room