Teil von ProtoZone17: Stories of those left behind, 15.11.2024-12.01.2025
Do You Remember
Yearnings of the exiled souls
Do You Remember (2024)
Wie erinnern sich unsere Körper, sowohl an die Geschichte unserer Vorfahr*innen als auch an die der anderen? Der Film nutzt Bert Heilingers Familienaufstellungstherapie, Bewegung und Performance als Grundlage, um den Einfluss unserer Vorfahr*innen auf unsere gegenwärtige Realität zu erforschen. Was ist das Potenzial unserer Körper, Erinnerungen zu speichern, die nicht zu uns gehören? In der Familienaufstellungstherapie werden die Beziehungen der Vorfahr*innen in einem Gruppenrollenspiel aufgedeckt. Die Teilnehmenden werden eingeladen, ihre Familienmitglieder zu „sein“ und ihre Körper intuitiv durch den Raum zu führen. Durch das aus den Bewegungen resultierende Aufstellungsbild ergeben sich Erkenntnisse über die Gegenwart.
Ich bin fasziniert von der Idee, dass der eigene Körper einen Ort für gelebte Erfahrungen bildet – nicht nur für die eigenen, sondern auch für die eines größeren Netzwerks von Menschen; von den kinetischen Möglichkeiten des Körpers, die unbewusste Geschichte unserer Vorfahr*innen auszudrücken; und von Körperbewegung als Sprache einer Weissagung. Es lädt uns dazu ein, die Art und Weise, wie wir in Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbunden sind, neu zu überdenken. Die Familienaufstellungsszene ist mit einer Bewegungsszene verwoben. Hier stehen die Tänzer*innen für unsichtbare, unbewusste Erinnerungen, die unsere Körper im dadurch entstehenden Bewegungsfeld navigieren – eine Kraft über die intuitiven Bewegungen der Teilnehmenden in dieser Konstellation.
Credits:
Buch und Regie: Bo Choy
Kameraführung: Mateo Villanueva Brandt
Bewegungsregie: Stephanie McMann
Musik: Jamie Michael McCarthy Titel: Le Brâme du Cerf au Crepuscule und
Im Park, im Dunkeln, auf den Spuren des Lichts
Gaffer: Theodora Laird, Conrad Magan
Kostümbildner: Caleb Ka Lap Chow
Tänzer*Innen: Jane Chan, Nicole Nevitt, Fernanda Muñoz Newsome, Kai Tomioka
Familienaufstellung Darstellende: Jessica Graves, Alex Harland, MJ Lee, Janice Li, Tessia Watson
Produktionsassistentin: Ciana Taylor
Yearnings of the exiled souls (2023)
Dieser Gedichtfilm ist eine Auftragsarbeit des Gemeinschaftsprojekts “Dissolving Earths” zwischen britischen und sibirischen Künstler*innen, das von “Undead Matter” und dem “Strelka Institute” in Zusammenarbeit mit dem Mimosa House, TBA21 und Het Nieuwe Instituut ins Leben gerufen wurde. Das Projekt entstand aus Gesprächen der Künstlerin mit Wissenschaftler*innen, Anthropolog*innen, Schaman*innen und Künstler*innen über die Mythologien und Ökologien des sibirischen Baikalsees, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den auftauenden Permafrostboden der Region aufzuzeigen.
Die Symbole des Gedichts und des Filmbildes sind inspiriert von der burjatischen Bezeichnung Mutterland, toonto nyutag. Er kann mit „das Land, das mit uns durch eine Nabelschnur verbunden ist“ übersetzt werden. Nach ihren Bräuchen werden bei der Geburt eines Kindes die Nachgeburt und die Nabelschnur in der Erde des Geburtsortes vergraben, wo die Eltern ihr Zelt aufschlagen. Dieser Ort wird dann zum toonto nyutag, zum Mutterland des Kindes. Dieser Brauch ist Ausdruck einer innigen Beziehung zwischen der Erde und dem Körper; eine Verbindung, die das Konzept von Heimat und Identität definiert. Die Erde des Mutterlandes wird zu einem Ort der Zeitreise, mit dem wir uns mit unseren Vorfahr*innen und alten Realitäten verbinden.
Bo Choy, geboren in Hongkong.
Choy macht Filme und Performances, in denen sie Schrift, Ton, Kostüm und Bewegung als erzählerische Mittel einsetzt. Fiktion ist ein integraler Bestandteil ihrer Arbeit, in der sie imaginäre und außergewöhnliche Elemente in eine Erzählung einwebt, die ansonsten im Alltäglichen verwurzelt ist. Sie lehnt sich an östliches Denken und Folkloretraditionen an, um Themen wie postkoloniale Identität und Erinnerung (individuell und kollektiv) zu behandeln; wie die persönliche/familiäre Vergangenheit und Gegenwart in die komplexen Beziehungen mit dem breiteren sozio-politisch-historischen Kontext eingebettet sind. Ihre Arbeit hat nicht nur affektive Qualitäten, sondern eröffnet auch einen Raum für Fragen, Diskurse und Reflexionen über unsere Beziehung zur Welt im Allgemeinen. Choy lebt und arbeitet in London. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit unterrichtet sie im BA Fine Art am Chelsea College of Art, University of the Arts London.
Ausgewählte Präsentationen/Ausstellungen, an denen Choy teilgenommen hat: B3 Festival of Moving Image, Frankfurt (2023), Hive Centre of Contemporary Art, Peking (2023), Art Central, Hongkong (2022), Alchemy Film and Moving Image Festival, Hawick (2021), Bloomberg New Contemporaries, South London Gallery, London (2021), Kasseler DokFest, Kassel (2020), Moscow International Biennale for Young Art, Moskau (2020), 6th Thessaloniki Biennale, Griechenland (2017)