Agenda

15.11 - 12.01.2025

ProtoZone 17

Dora García

Révolution (2022)

 

Im Raum steht ein Stuhl mit einem grossen Stück gefaltetem Papier. Ein*e Performer*in kommt an, nimmt das gefaltete Papier und faltet es vorsichtig auf, da es zerbrechlich ist.

 

Das gefaltete Papier ist in drei Teile geteilt, die die performende Person sorgfältig zusammenfügen muss, um schließlich ein grosses Schild auf dem Boden zu präsentieren, auf dem zu lesen ist: “Révolution, tiens ta promesse!” (Revolution, erfülle dein Versprechen!).

 

Sobald das Plakat perfekt entfaltet und lesbar auf dem Boden liegt, setzt sich der*die Performer*in auf einen Stuhl oder geht um das Plakat herum und “bewacht” es, wie ein*e Wächter*in.

 

Der Satz “Revolution, erfülle dein Versprechen!” wird durch den Satz “Emanzipiert die Frauen” ergänzt und wurde 1936 von der Frauenrechtlerin Margarita Robles de Mendoza auf der Plaza del Zócalo in Mexiko-Stadt aufgestellt.

 

 

Two Planets Have Been Colliding for Thousands of Years (2017)

 

In Dora Garcías Two Planets Have Been Colliding for Thousands of Years stehen sich zwei Performer*innen gegenüber, ihre Blicke sind ineinander verschränkt. Jede*r befindet sich innerhalb eines von zwei nicht konzentrischen Kreisen.

 

Wenn sich eine*r der Performer*innen bewegt, muss der*die andere ihre*seine Position ändern, um einen konstanten Abstand einzuhalten, auf den sie sich zu Beginn der Aufführung geeinigt haben. All dies geschieht, während die Performer*innen Blickkontakt halten.

 

An einem bestimmten Punkt wird dies jedoch unmöglich, da die Kreise nicht konzentrisch sind. In diesem Fall müssen die Performer*innen in einem endlosen Spiel der ständigen Verhandlung von vorne beginnen.

 

dahinter:

The Bug (the future is behind us)

Performance Score, aktiviert 07.06.24 17:30-17:50

 

The Bug (The Future is Behind Us), 2024, ist eine Abfolge historischer Ereignisse, eine Performance-Partitur als Anhang zu dem grösseren Projekt The Bug (After Mayakovsky), 2022, von Dora García und anderen. Sie ist laut zu lesen, allein oder in einer Gruppe, während rückwärts gegangen wird. Die Abfolge wurde in einer Reihe von Live-Zusammenkünften gemeinsam mit Mitarbeiter*innen, Studierenden und Publika entwickelt und anschließend von Dora García bearbeitet.

 

The Bug (After Mayakovsky) ist eine Performance-Adaption eines der letzten Stücke des russischen Futuristen Vladimir Mayakovsky. Das 1929 geschriebene Stück führt eine Science-Fiction-Handlung ein, die schon damals populär war und seitdem immer wieder verwendet wurde: ein*e Besucher*in in der Zukunft, der*die aus einer Vergangenheit kommt, die unsere Gegenwart ist. In Mayakovsky’s bitterem und komischem Stück wird ein sowjetischer Revolutionär im Jahr 1929 eingefroren und erwacht im Jahr 1979 wieder – zufällig begleitet ihn ein Parasit auf dieser Zeitreise.

 

Anhand von Mayakovky’s Stück will ein Autor*innenkollektiv Fragen wie die folgenden analysieren: Was passiert in einem Zeitraffer von 50 Jahren? Wie können einer Person 50 Jahre erklärt werden, die sie im Koma verbracht hat? Stimmt es, dass sich die Geschichte in Zyklen bewegt und es eine ewige Wiederkehr gibt? Könnte von “glitches” in dieser unendlichen Wiederholung gesprochen werden, und könnten diese “glitches”* mit dem Bug, dem Parasiten, verglichen werden? Die gemeinsame Enttäuschung des Mannes, der in die Zukunft projiziert wird, und der Bewohner*innen dieser Zukunft, die gezwungen sind, sich mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, hilft uns, unsere Gegenwart im Hinblick auf Wiederholung, Melancholie und Aktion zu analysieren.

 

Die Entwicklung des Projekts zielte darauf ab, gemeinsam erarbeitetes und aufgeführtes Theater / Performance zu studieren und zu verstehen, indem ein Kollektiv gebildet wird, das aus verschiedenen Altersgruppen, Erfahrungen und Disziplinen besteht; die Idee des Kollektivs geht sogar über die Künstler*innengruppe hinaus. The Bug (After Mayakovsky) wählte ein Format, die öffentliche Probe, die ein sofortiges Feedback des Publikums ermöglichte, und niemanden, der anwesend war, war nicht Teil davon, und näherte sich sogar dem Versammlungsformat.

 

*Ein Glitch ist eine kurzzeitige Störung in einem System, z. B. ein vorübergehender Fehler, der sich selbst korrigiert, was die Behebung erschwert. Eine Störung, die geringfügig und oft vorübergehend ist, unterscheidet sich von einem ernsthafteren Fehler/”Bug”, der ein echtes Problem darstellt, das die Funktionalität beeinträchtigt.

 

Dora García lebt und arbeitet in Oslo. Sie arbeitet häufig mit Film, Performance und Theater. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Zeitgeschichte, Ethik und Politik. Dora García vertrat Spanien auf der 54. Biennale von Venedig im Jahr 2011. Ihre Werke wurden international in Museen und Biennalen ausgestellt, darunter MuHKA, Antwerpen; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; Fondation d’Entreprise Hermès, Brüssel; Power Plant Contemporary Art Gallery, Toronto; Fonderie Darling – Centre d’Arts Visuels, Montréal; FRAC Île-de-France, Paris; Tate Modern, London; Centre Georges-Pompidou, Paris; sowie (d)OCUMENTA 13 in Kassel, 2. Athen Biennale, Lyon Biennale, 29. São Paulo Biennale und die Gwangju Biennale.

Shedhalle – Dora García

Révolution. Courtesy the artist. Pictures Laila Kaletta.

Shedhalle – Dora García

Two Planets Have Been Colliding for Thousands of Years. Courtesy the artist. Pictures Laila Kaletta.

Shedhalle – Dora García

Two Planets Have Been Colliding for Thousands of Years. Courtesy the artist. Pictures Laila Kaletta.

Shedhalle – Dora García

The Bug. Courtesy the artist. Pictures Laila Kaletta.

Shedhalle – Dora García

Dora García, Révolution (2022). Courtesy: der Künstlerin und M HKA, Museum für zeitgenössische Kunst; ph: © Nathan Ishar. Darsteller: Adriano Wilfert Jensen

Shedhalle – Dora García

Dora García, Two Planets Have Been Colliding for Thousands of Years (2017). Courtesy: der Künstler und M HKA, Museum für zeitgenössische Kunst; ph: © Nathan Ishar. Performer: Leen Van Dommelen, Mate Jonjic