“AGORA BILLS” & “CHILD’S PLAY”
Die Szene ist ein kompliziertes Versteckspiel. Puppenskulpturen in Neoprenanzügen verwickeln die Besucher*innen in einen spielerischen Tanz über die Ebenen der Rollgerüste hinweg. Die Gerüste mit ihren umgeschnallten Drucken erinnern an grossformatige Werbungen auf Baustellen. In diesem Fall sind diese “Werbungen” selbst teilweise versteckt und teilweise offengelegt. Sie zeigen (oder verbergen) Filmfiguren, die in liminalen Räumen gefangen sind: ein Greenscreen, eine verschwommene Strassenumgebung. Es handelt sich um Filmstills eines tatsächlichen Horrorfilms: die jüngste Videoarbeit Horripilations* des Künstlers.
Das Horrorgenre schlägt Kapital aus der Angst als Antrieb für menschliches Handeln. Gleichzeitig bietet es eine Plattform, um über tiefgreifende existenzielle Themen nachzudenken und die dunklen Seiten des Lebens in einer kontrollierten Umgebung zu erforschen und zu konfrontieren. Es ist also auch ein Werkzeug für soziale Kommentare.
Der Titel der Skulpturenserie, “Childs play”, zitiert den Titel eines Horrorfilms mit der Killerpuppe Chucky. Im Mittelpunkt steht die unheimliche Präsenz einer Puppe: Sie stellt ein Lebewesen dar und ist gleichzeitig ein Objekt.
Diese Installation hinterfragt entmenschlichende und kommodifizierende Darstellungen durch Gesten der Verweigerung. Sie lädt zu ihrem eigenen schrägen, unheimlichen Puppenspiel auf einer Bühne von Werbewänden ein.
*Horripilations ist ab 1. Dezember in der Galerie Karma International Zürich zu sehen.
Bantones künstlerische Praxis ist eine fortlaufende Erkundung und ein beunruhigender Blick auf Identitätsbesessenheit. Durch Installationen, die mit der Poetik der Anonymität, daraus folgenden Perspektiven und Subjektivität spielen und Fotografie, Skulptur und Video kombinieren, hinterfragt Bantone nicht nur die zeitgenössischen Marker der Gewalt in einer Geografie des weiss-Seins, sondern auch die Verweigerung der Identifikation seiner Subjekte und damit ihre Ausbeutung.
Indem er sich die “Werkzeuge der Modewelt” aneignet und manchmal ihre Anwendung pervertiert, nähert sich Bantone einer neuen Methode der Darstellung, die in Schichten der Verweigerung verpackt ist – eng genähte Neoprenanzüge zeigen weder Haut noch Gesicht, überdimensionale Prothesen erzwingen das Groteske, und manchmal wird auf alle anthropomorphen Signifikanten verzichtet. Begleitet von einem ausgeprägten Interesse am Horrorgenre, treibt den Künstler die Neugestaltung und Gestaltung von Körpern, Objekten und Kleidern an, die er auf diese Weise inszeniert, um die primitivsten Gefühle ins Absurde zu treiben.