Agenda

19.11 - 22.11.2025

Reading With Echo – A Seminar on the Psyche

mit Denise Ferreira da Silva und Valentina Desideri - Anmeldung mail@shedhalle.ch
30.11.2025

Tour

Rundgang durch die Ausstellung mit Carla Peca
28.12.2025

Tour

Rundgang durch die Ausstellung mit den Kuratierenden

Pauline Boudry / Renate Lorenz

Microphone piece (i want), (2022)

8 Mikrofone mit Ständern, Ketten

 

Das Werk „Microphone piece (i want)“ besteht aus Mikrofonen mit Stativen, Ketten und anderen Gegenständen, die man eher hinter den Kulissen erwarten würde – technische Objekte aus dem Bereich der Infrastruktur von Theatern, Clubs, Konzert- oder Tanzsälen. Das Werk versammelt Requisiten oder Teile eines Kostüms – Überbleibsel einer vergangenen Aufführung, eines unsichtbaren Konzerts oder einer noch ausstehenden Rede.

 

Hier wird die Beziehung zwischen Sichtbarkeit und Opazität greifbar: die Räume zwischen Bühne und Backstage, zwischen Hören und Zuhören, zwischen der abwesenden Figur einer Performance und der Lebendigkeit der Besucher*innen, die sich durch den Ausstellungsraum bewegen. Das Werk konzentriert sich auf den fragilen Moment des Betretens einer Bühne und des Einnehmens von Raum – einen Moment der Sichtbarkeit, aber auch der Verletzlichkeit – und öffnet die Ausstellung für die ambivalenten und schmerzhaften Geschichte(n) des (Un)Sichtbarseins in einem bestimmten historischen Moment. Die Mikrofone bleiben stumm und geben keinen weiteren Hinweis darauf, wessen Stimmen sie möglicherweise verstärkt haben oder nicht. Die Objekte, die in ihrer neuen Erscheinungsform als abstrakte Kunstwerke im White Cube Zuflucht finden, greifen Themen auf, die bereits früh in den Archiven der Shedhalle zu finden waren. Mit Blick auf die Risiken und Versprechen, buchstäblich und politisch gesehen zu werden, scheint Microphone piece (i want) diese Themen zu verstärken und sie in einem zeitgenössischen Moment gewaltsamer politischer Gegenreaktionen anzusprechen.

 

Pauline Boudry und Renate Lorenz arbeiten seit 2007 gemeinsam in Berlin. Sie produzieren Installationen, die die Spannung zwischen Sichtbarkeit und Opazität choreografieren. Ihre Filme halten Performances vor der Kamera fest, die oft mit einem Lied, einem Bild, einem Film oder einer Partitur aus der jüngeren Vergangenheit beginnen. Sie stellen normative historische Narrative und Konventionen des Zuschauens auf den Kopf, indem sie Figuren und Handlungen aus verschiedenen Zeiten inszenieren, übereinanderlegen und neu interpretieren. Ihre Darsteller sind Choreograf*innen, Künstler*innen und Musiker*innen, mit denen sie einen langfristigen Dialog über die Bedingungen von Performance, die gewalttätige Geschichte von Sichtbarkeit, die Pathologisierung von Körpern, aber auch über Gefährt*innenschaft, Glamour und Widerstand führen.

Zu den jüngsten Einzelausstellungen gehören: „Moving Backwards”, Schweizer Pavillon der 58. Biennale von Venedig; „Ongoing Experiments with Strangeness”, Julia Stoschek Collection, Berlin (2019); „Improvisation télépathique”, Centre Culturel Suisse, Paris (2018); „Everybody talks about the weather… we don’t”, Participant, New York, „Telepathic Improvisation”, Contemporay Arts Museum, Houston (2017); „In Memoriam of Identity”, Nottingham Contemporary, Nottingham, „Loving, Repeating”, Kunsthalle Wien, „Portrait of an Eye”, Kunstalle Zürich (2015); „Aftershow”, CAPC, Bordeaux (2013). Ihre Arbeiten wurden auch in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem in der Hayward Gallery, London, im Walker Art Center, Minneapolis, im Schinkel Pavillon, Berlin, in der Tensta Konstall, Stockholm, im New Museum, New York, im Philadelphia Museum of Art, im Centre d’art contemporain de Genève, im FRAC Lorraine und im Castello di Rivoli, Turin.

Renate Lorenz und Pauline Boudry haben sich in den 1990er Jahren in der Shedhalle kennengelernt. Renate Lorenz arbeitete von 1994 bis 1996 als Kuratorin in der Shedhalle. Während dieser Zeit und in kollaborativen Ansätzen wurden bestehende Formate und Konzepte von Kunstproduktion und Ausstellungspraxis nicht nur kritisch hinterfragt, sondern auch umfassend erweitert. Mit ihrer künstlerischen Praxis wirkte sie damals auch an mehreren Gruppenausstellungen mit, darunter „when tekkno turns to sound of poetry” (1994, kuratiert von Sabeth Buchmann und Juliane Rebentisch) und „Hors Sol” (1995).

Pauline Boudry nahm an mehreren Gruppenausstellungen teil: „Hors Sol” (1995), „Sex and Space” (1996) als Teil eines Studentenkollektivs (u. a. zusammen mit Susanne Sauter), „If I ruled the world” (1997), „Sex and Space II” (1997) und „Kültür/Istanbul Biennale” (1997). Später kuratierte sie gemeinsam mit Marion von Osten „Supermarkt“ (1998).

Shedhalle – Pauline Boudry / Renate Lorenz

Microphone piece (i want) 2022, CA2M Madrid ES, Portrait of a Movement, Photo Jorge Anguita Mirón

Courtesy Marcelle Alix, Paris

Shedhalle – Pauline Boudry / Renate Lorenz

Microphone piece (i want) 2023 Kunstverein Braunschweig DE, Words Don't Go There, Photo Stefan Stark

Courtesy Marcelle Alix, Paris