Agenda

19.11 - 22.11.2025

Reading With Echo – A Seminar on the Psyche

mit Denise Ferreira da Silva und Valentina Desideri - Anmeldung mail@shedhalle.ch
30.11.2025

Tour

Rundgang durch die Ausstellung mit Carla Peca
28.12.2025

Tour

Rundgang durch die Ausstellung mit den Kuratierenden

Sabian Baumann

Erinnerung an die Menschen

Zwischen zwei Bäumen – Landschaft werden

Anthurium

2025

 

“Die Substanz, aus der wir gemacht sind, ist so alt wie das Universum.” – Sabian Baumann (2014)

 

Die drei Zeichnungen entstammen derselben Serie: nature (presque) mort (2025) besteht aus einer Reihe von bunten Zeichnungen auf schwarzem Hintergrund. In Anlehnung an Wimmelbilder, Comics und naturwissenschaftliche Illustration ist ein Bildprogramm entstanden, das die Welt im Plural, als eine immer schon mehrfache Simultaneität von Welten zeigt. Der Werkzyklus bietet Einblick in eine Kosmologie, der eine substanzielle Verschränkung zugrunde liegt. In liebevoller Präzision entwickelt Sabian Baumann eine Bildsprache dafür, wie ein solcher Ort aussehen könnte.

“Anthurium ist das erste Bild der Serie. Alle Bilder erzählen davon. wie Welt und Universum uns konstituieren. Ohne Sonne und Wasser, Mikroorganismen und Insekten, gibt es kein Leben auf der Erde. Ohne Pflanzen gäbe es keine Tiere. In einer sehr freien, spielerischen Weise kreisen die Werke um dieses Thema und schneiden weitere Themen an, jedes Bilder wieder andere. Anthurium ist eine Metapher der Fortpflanzung und der Lust. Ein Körper aus Blumen an deren phallischen Kolben die Samen wachsen werden. Ein Bild für das Potenzial des Lebens und einer (noch?) nicht gelebten Lust, die im allein sein befangen ist. Wir sehen nur den Rücken einer menschlichen Kontur, die zu weit entfernten Symbolen von Sonne und Wasser blickt, wie ein Bilderrätsel frei schwebender Zeichen im Universum.”

 

Die titelgebende nature (presque) mort der ‘fast toten Natur’ als Horizont einer nahenden planetaren Katastrophe beschwört deutliche Referenzen wie die Erderhitzung, das Artensterben, die Vernichtung von Lebensräumen und Existenzgrundlagen für Menschen und mehr-als-menschliche Entitäten herauf. Darüber hinaus lässt das ‘fast’ sich auf die Attribute des Toten als einer Qualität beziehen, die sämtliche Bereiche der Natur als gegeben, passiv, a-historisch, statisch und unveränderbar annimmt. In einer hier angezweifelten Dichotomie unterscheidet sich alles «Natürliche» vom Bereich des «Kulturellen», das dynamisch, fabriziert, historisch wandelbar und aktiv in die Welt eingreift. Dieser dichotomisch strukturierten Welt entzieht sich Baumann, indem er* Zeichnung für Zeichnung, Figur für Figur mit stringenter Konsistenz ein Narrativ entwickelt, das von anderen Seinsweisen erzählt. Es sind Existenzen, die einer allzu schnellen Festschreibung entwischen. Es erstaunt nicht, dass viele der Zeichnungen nicht besonders ‚still‘ wirken. Immer wieder taucht das Element einer eben beendeten oder begonnenen Bewegung auf. nature (presque) mort pulsiert, vibriert, haucht leise vor sich hin – nicht zuletzt auch durch die schimmernde Plastizität der Zeichnungen selbst, die als Spuren von Bewegung die Lebendigkeit der Hände bezeugen, die sie erzeugt haben.

 

Sabian Baumann arbeitet in den Medien Objektkunst/Skulptur, Video/Film und Installation, aber vor allem Zeichnung und hatte Ausstellungen im In- und Ausland. SB war in der Lehre an diversen Hochschulen tätig und hat verschiedene transdisziplinäre Projekte mit queeren und intersektional-feministischen Inhalten initiiert und mitorganisiert, darunter der experimentelle Dokumentarfilm „working on it“ von 2008 und zuletzt den Film „Wem gehört der Himmel“, 80 Min. 2022.

 

Seine* Verbindung zur Shedhalle begann in den 1990er Jahren, als er* die Veranstaltungen “Erotisch, aber indiskret – Feminismus, Kunst, Pornografie” (1996) entwickelte und mit anderen daran zusammenarbeitete. Später nahm er* an den Gruppenausstellungen “The Color of Friendship” (2000), “Belonging – Sehnsucht und Zugehörigkeit“ (2001), “Critique is not enough” (2002), “Citizen Queer” (2004), “SKYPE MEETINGS – Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen“ (2008), “Un/Mögliche Gemeinschaft (2009) teil und vor kurzem wurden seine* Arbeiten im Rahmen von ”Protozone17: Stories of Those Left Behind gezeigt”. Ausserdem war Sabian Baumann 1999-2004 im Vorstand der Shedhalle tätig.

Shedhalle – Sabian Baumann

Erinnerung An Die Menschen, Courtesy of the Artist Sabian Baumann

Shedhalle – Sabian Baumann

Zwischen zwei Bäumen - Landschaft werden, Courtesy of the Artist Sabian Baumann

Shedhalle – Sabian Baumann

Anthurium, Courtesy of the Artist Sabian Baumann