Teil von ProtoZone19: Ruptures \ Reliances, 23.05.2025-03.08.2025
Sunless Circuit (2024)
Sunless Circuit befasst sich mit den komplizierten und oft übersehenen Aspekten der Halbleiterherstellung und ihren weitreichenden sozialen Auswirkungen. Durch die Verknüpfung von Arbeits- und Materialbewusstsein plädiert Sus Arbeit für ein ganzheitlicheres Verständnis der technologischen Produktion, das auch extraktive Praktiken und die sozioökonomischen Bedingungen der Arbeiter*innen einschliesst.
Die Installation zeigt ein abstraktes Fliessband, auf dem künstliche polykristalline Siliziumbrocken platziert sind – hochreine Materialien, die in der Natur nicht vorkommen, sondern im Wesentlichen durch Ressourcen-intensive menschliche Eingriffe hergestellt werden. Das Fliessband besteht aus drei Aluminiumplatten, die in einer sechseckigen Formation von der Decke hängen. Diese Siliziumbrocken, die auf dem Fliessband platziert sind, dienen als materielle Erinnerung an die körperliche Arbeit und die Ressourcen, die der modernen Technologie zugrunde liegen.
Die Arbeit erhält zusätzliche Bedeutung in der heutigen geopolitischen Landschaft, in der Silizium und andere kritische Mineralien wie Gallium und Germanium für die Halbleiterherstellung zu strategischen Vermögenswerten geworden sind. Da die Versorgungskette für kritische Mineralien zunehmend politisiert wird, verwandeln sich diese Materialien in Hebelpunkte, die sich direkt auf nationale Sicherheitsinteressen und Verteidigungsfähigkeiten auswirken. Sunless Circuit ist somit nicht nur ein Kommentar zu unsichtbarer Arbeit, sondern auch eine Materialisierung der scheinbar abstrakten technologischen Komponenten, die in den globalen Verästelungen eines neuen Kalten Krieges existieren.
Particular waters (2023)
Die international gefragten Halbleiter benötigen für ihre Herstellung Tonnen von Wasser. Aber woher kommt das Wasser? Der Film Particular waters (2023) folgt einer ehemaligen Mitarbeiterin der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, die als LKW-Fahrerin Wasser aus einem örtlichen Fluss zur Fabrik transportieren soll – bis sie ihre Meinung ändert. Genauer befasst sich der Film mit dem Wassernetz in Hsinchu, dem Sitz des weltweit gefragtesten Chipherstellers, der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Das Ultrapräzisionsverfahren von TSMC, bei dem Mikrochips mit Licht „gedruckt“ werden, hat der gesamten Menschheit ein schwindelerregendes technologisches Wachstum ermöglicht und dient gleichzeitig als strategisches „Siliziumschild“, das Taiwans Wohlstand sichert und existenzielle Bedrohungen abwehrt.
15.06. 14:15 – Water: A Geoarchive (Live-Research)
Aufbauend auf ihrer laufenden Forschung zu Wasser: A Geoarchive, freut sich Su Yu Hsin, ein Projekt zu präsentieren, das sich mit der Schnittstelle zwischen Shedhalle und dem Zürichsee befasst. Die ortsspezifische Untersuchung befasst sich mit der Umweltgeschichte von Shedhalle und nutzt die polyphone Neuinterpretation von Wasser als Medium. Durch Querverweise auf die historische Kartografie der Shedhalle und klangliche Interventionen ist die Vermessungsarbeit ein Akt der Aufzeichnung der räumlichen und materiellen Dimensionen der industriellen Eingriffe in die Wasserkörper. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht die Frage, wie das Wasser selbst die künstliche Auffüllung des Geländes kommuniziert.
Das plätschernde, sickernde und erodierende Wasser hinterlässt seine Spuren und trägt die Erinnerung an den Ort, an dem es einst floss, und an das, was es einst berührte. Su Yu Hsins forschungsbasierte Arbeit zeichnet sich durch ortsspezifische Untersuchungen verschiedener Gewässer aus, vom Akaike River in Taipeh über den Liwu River in Hualian bis zum Salt River in Phoenix.
Diese Projekte entwickeln kontextuelle Erzählungen aus der Perspektive des Flusses und erforschen seine umfassenden ökologischen und relationalen Netzwerke. Ihre künstlerische Recherchearbeit untersucht die Unterdrückung von Wasserwegen in urbanen Landschaften und kolonialen kartografischen Praktiken, wie in water sleep II Akaike River under Xizhang Road (2019).
Durch die Hinterfragung der formatierenden skalaren Beziehungen zwischen Feld, Labor und Datenbank reflektiert frame of reference I & II (2020) das Zusammenspiel zwischen Technologie und Beobachtungsnetzwerken entlang des Flusses, wo menschliche und nicht-menschliche Elemente zusammenkommen. Neuere Arbeiten befassen sich auch mit der Komplexität von Wasserknappheit und dem materiellen Fußabdruck von Computertechnologien, wie Particular waters (2023) zeigt.
Unterstützt durch Taipei Departmet of Cultural Affairs und ifa – Institut für Auslandsbeziehungen.
Su Yu Hsin (geb. 1989) ist eine in Berlin lebende Künstlerin und Filmemacherin. Sie nähert sich der Ökologie unter dem Gesichtspunkt ihrer engen Beziehung mit Technologie. Ihre künstlerische Praxis ist stark forschungsorientiert und beinhaltet Feldarbeit, bei der sie die politischen Ökologien des Wassers untersucht. Ihre Arbeit reflektiert über Technologie und die kritische Infrastruktur, in der das Menschliche und das Nicht-Menschliche zusammenkommen. Ihr analytisches und hydropoetisches Storytelling konzentriert sich auf die Erstellung von Karten, operative Fotografie und die technische Produktion von geografischem Wissen. Ihre Videoinstallationen werden weltweit in Museen und auf internationalen Kunstbiennalen ausgestellt: Bundeskunsthalle Bonn, Centre Pompidou-Metz, Museum für zeitgenössische Kunst Busan, Taipei Biennale 2020 und 2023, ZKM Karlsruhe, UCCA Center for Contemporary Art, unter anderem. Ihre Filme wurden auf dem Kurzfilm Festival Hamburg, EXis, Busan International Video Art Festival, und e-flux.