Wir träumen weiter /continuons de rêver!
In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 1996 platzierten zwölf Frauen jeweils ein Bett im öffentlichen Raum der Stadt Genf – und verbrachten dort die Nacht. Jede von ihnen wählte einen passenden Ort, an dem sie sich sicher fühlte. Die Aktion stellte eine bewusste Aneignung des nächtlichen Stadtraums dar. Unsere Erziehung hat uns – insbesondere als Frauen – vermittelt, dass es gefährlich sei, sich nachts allein im öffentlichen Raum aufzuhalten. Diese kulturelle Prägung hat sich in Form von Angst tief in uns eingeschrieben. Doch warum sollten wir uns nachts nicht ebenso frei draussen bewegen können wie durch den Tag? Die Aktion verstand sich als kritischer Kommentar zur damals vorherrschenden Vorstellung, Sicherheit im urbanen Raum vor allem durch verstärkte Beleuchtung zu schaffen.
Unser Anliegen war ein anderes: Wir wollten ein sichtbares Zeichen dafür setzen, dass Frauen sich auch nachts im öffentlichen Raum frei und respektiert bewegen können – mit dem gleichen Recht auf Präsenz wie zu jeder anderen Tageszeit. Die Aktion entstand im Kontext einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema im Rahmen der Ausstellung ‘Sex & Space’. Die Projektidee stammt von Susanne Sauter. Entwickelt und umgesetzt wurde die Aktion in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Kunststudierenden und Freundinnen aus Genf.
So geht’s:
Bildet eine Gruppe
Jede Teilnehmer*in sucht sich einen imposanten Ort im öffentlichen Raum an dem sie sich über die Nacht sicher fühlt.
Zur Ausstattung gehören ein eisernes Bettgestell und weisse Bettwäsche.
Eine Person kann einen Rundgang machen, um sicherzustellen, dass es allen gut geht. Gleichzeitig dokumentiert sie die Schlafenden fotografisch.
Die Presse wird am ihr am Vorabend informiert.
Der 14. Juni ist ein geeignetes Datum für die Aktion.
Je nach Situation können Anpassungen des Settings notwendig werden.
Credits:
Teilnehmer*innen der Aktion: Fenja Abraham, Martine Anderführen, Simone Bachelet, Lea Jaecklin, Rachel Mader, Alexia o’ Hara, Susanne Sauter, Monique Sieber und weitere
Fotografin und Begleitung: Birgit Schiemann
Susanne Sauter (CH), geboren 1969
Künstlerin und Kuratorin, arbeitet selbständig mit dem Schwerpunkt auf Farbkonzepten. Sie hat verschiedene Ausstellungen kuratiert, unter anderem im White Space – Raum für Kunst und Untersuchung in Zürich, im K3 Zürich sowie im Tudelhaus Baden.
1996 wurde die hier bei Loving Shedhalle – Abundance präsentierte Arbeit in ihrer damaligen Form als Aktion im Rahmen der Ausstellung Sex & Space (1996) an der Shedhalle gezeigt.