RETACH
a small choreography of parting
05.09.25, 19h
– Performative Aktivierung des Raums unter Einbeziehung des Publikums
In den letzten Jahren hat sich Teresa mit den Themen Trauer und Verlust beschäftigt. Für diese Aktivierung wird dey die Umarmung als Geste des Haltens und Abschiednehmens untersuchen: als performatives, ritualisiertes Übergangsritual.
Umarmen bedeutet umhüllen, aber auch verhandeln. Als weit verbreitete und emotional aufgeladene Geste transzendiert sie die Sprache und lädt dazu ein, uns an unsere nicht-menschlichen Geschichten zu erinnern. Umarmungen können bedeutende biopsychologische Auswirkungen haben. Wenn sie einvernehmlich und sicher sind, lösen sie die Ausschüttung von Oxytocin aus, stimulieren Dopamin und senken den Cortisolspiegel. Sie fördern Zusammenarbeit, Vertrauen und Empathie – und sie bauen Stress ab. Umarmen hat die Kraft, Raum für Entspannung und Versöhnung zu schaffen. Etwas, das wir gerade jetzt so dringend brauchen. Aber Berührungen sind niemals neutral. Sie rufen die Verflechtung verkörperter Geschichten hervor: Erlaubnis, Sicherheit, gesellschaftliche Normen und Vorstellungen davon, wie bestimmte Körper sein sollen, sind in der Art und Weise eingeschrieben, wie wir einander begegnen. Besonders für chronisch kranke, behinderte oder neurodivergente Körper kann schon eine einfache Umarmung ein Risiko bedeuten.
Gemeinsam erkunden wir die Verkörperung des Haltens – ganz wörtlich – als einen Raum der Resonanz: einen Raum, der zugleich gibt und gehalten wird von der Shedhalle und den ProtoZones – einem Kapitel von Zusammenkünften, künstlerischem Schaffen, Gastgeberschaft und Erfahrungsprozessen der vergangenen fünf Jahre.
Teresa Vittucci (dey, sie, Daddy) ist eine Künstler*in, die in den Bereichen zeitgenössische Performance, Tanz, Theater und bildende Kunst tätig ist. Ihre Arbeit untersucht feministische und queere Perspektiven auf den Körper, Popkultur, Geschichte, Religion und Klasse. Schlechte Witze sind immer Teil des Prozesses, und Humor ist zusammen mit Abstraktion eine zentrale Methode in ihrem künstlerischen Denken. Teresas Arbeit verbindet somatische Praxis, performative Präzision und die Arbeit mit Drama oder „dem Dramatischen” im Dialog mit theoretischer Forschung. Ihre Arbeit tritt in einen Dialog mit dem neuen materialistischen, queeren und posthumanistischen Diskurs, um den Körper als politisches Terrain zu durchdenken und mit ihm zu denken. Als dicke, neurodivergente und queere Künstler*in wird ihre Perspektive gleichermassen von gelebter Körpererfahrung und von formaler und informeller Bildung geprägt. Diese Positionierungen sind tief in ihrer künstlerischen, performativen und forschenden Praxis verankert.
Neben Teresas umfangreichen Soloarbeiten hat dey mit mehreren Künstler*innen und Institutionen zusammengearbeitet, darunter Melanie Jame Wolf, Colin, Self, Michael Turinsky, Claire V. Sobottke, Simone Aughterlony, Marie Caroline Hominal, Trajal Harrell, Alexander Giesche, Annina Machaz, Theater HORA und Nils Amadeus Lange. Ihre Arbeiten wurden unter anderem bei Impulstanz, im Centre Pompidou, bei Kampnagel Hamburg, beim Theaterspektakel Zürich, beim Kinani Festival Moçambique, am Institute for Creative Arts in Kapstadt, am Deutschen Theater Berlin, bei les urbaines, beim Impulse Theaterfestival, beim Festival Santarcangelo, bei Manifesta und u.a. präsentiert.
Teresa erhielt das danceWEB-Stipendium und das österreichische STARTstipendium und wurde von der Stadt Zürich mit dem Anerkennungspreis und dem Schweizer Tanzpreis für HATE ME, TENDER ausgezeichnet. Im Jahr 2022 schuf Teresa auf Einladung des Centre Pompidou und Leopoldine Turbat das Stück RIDE. Im Jahr 2024 startete Teresa ihre fortlaufende Forschung zum Thema Affekt durch eine Reihe von Labors, Performances und Bühnenwerken rund um GRIEF, RAGE und JOY. Teresa ist derzeit als Künstlerin am Tanzhaus Zürich tätig. Ihre Trilogie In Praise of Vulnerability – HATE ME, TENDER, DOOM und SANE SATAN – wird weiterhin als eigenständige Werke an nationalen und internationalen Veranstaltungsorten präsentiert.