Sowing the Seeds for the Future
Sowing the Seeds for the Future verwebt als multimediale Video-, Sound- und Rauminstallation drei Narrative in eine „science-fiktionale Poesie“.
Ausgangspunkt sind die Geschichte und die Tätigkeiten des ICARDA (International Center for Agricultural Research in the Dry Areas), deren Forschungsprogramm und Datensammlung in Aleppo, Syrien, wegen des anhaltenden Krieges die Vernichtung drohte.
2011/12 waren diverse Mitarbeiter unter schwierigsten und gefährlichen Bedingungen an der Exfiltration des Saatguts aus dem Kriegsgebiet in Syrien beteiligt, um die Restbestände in neuen Zentren im Libanon und Marokko zu sichern.
Teil dieser Aktion zum Erhalt des Saatguts war auch die erstmals stattfindende Rückführung 2015 von Saatgutproben aus der Svalbard Global Seed Vault (Weltweiter Saatgut-Tresor auf Svalbard) zur Duplizierung. Die bombensichere und in Permafrost-Lage situierte Einrichtung bietet ein genetisches Archiv von rund einem Drittel des Saatguts der Welt, auf das im Falle regionaler und globaler Krisen, Kriege und Klimakatastrophen zurückgegriffen werden kann. Eine materielle Sicherheitskopie, welche angesichts apokalyptischer Szenarien des Weltgeschehens die genetische Vielfalt der Pflanzen sowie die Ernährung der Menschheit garantieren soll.
ICARDA besitzt eine der weltweit grössten Sammlungen von alten bzw. wilden Saatgutsorten, welche sie kontinuierlich anpflanzt und archiviert. ICARDAs Forschungsziel ist es, Hungerkrisen als Folge von Dürren und anderen Katastrophen vorzubeugen. Angesichts global steigender Temperaturen, Wasserknappheit und neuer Krankheitserreger werden genau diese Saatgutsorten zu wichtigen Bausteinen in der Wissenschaft, um ihre seit Jahrtausenden angeeigneten Eigenschften und Überlebensfähigkeiten neu zu entdecken und einzusetzen. ICARDA praktiziert keine Genmanipulation und stellt ihr Saatgut ohne finanzielle Gegenleistung Bauern sowie Wissenschaftlern zur Verfügung, unter der Bedingung, keine Patente darauf zu erheben.
In Sowing the Seeds for the Future werden die Bilder aus dem Forschungsinstitut mit einem Gespräch mit dem Naturphilosophen Andreas Weber verwoben, der sich
mit der Idee einer bedingungslosen Gegenseitigkeit auseinandersetzt und dies mit dem Konzept der „Essbarkeit“ umschreibt. Zudem vermittelt eine weitere fiktive Stimme die Perspektive des eingelagerten Saatguts.
So vermischen sich in diesem Videoprojekt die Erzählweisen und münden in eine Art „science- fiktionaler Poesie“. Denn Science-Fiction ist der Ort, an dem die Grenzen zwischen Fiktion und politischer sowie wissenschaftlicher Realität verwischt und neue Welten experimentiert werden können.
Dominique Koch ist eine in Basel und Paris lebende bildende Künstlerin, die ihre Werke als “Denklabore” versteht, in denen verschiedene Forschungsbereiche miteinander verschmelzen, was zu hybriden Verflechtungen und unwahrscheinlichen intellektuellen Begegnungen führt. Zu ihren Einzelausstellungen gehören CAN-Centre d’art Neuchâtel, Rinomina Paris, Centre Culturel Suisse Paris und demnächst im MASI Lugano. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und in verschiedenen Gruppenausstellungen präsentiert, unter anderem im CCCB Barcelona, STATE Studio Berlin, Shedhalle Zürich, Istituto Svizzero di Roma, Lagos Biennial II, A Tale of a Tub Rotterdam, Frankfurter Kunstverein, Swissnex San Francisco, Kunsthalle Basel, EKKM Tallinn, Copenhagen Contemporary und Kunsthalle Mainz.
Unterstützt durch die Abteilung Kultur Basel-Stadt und die Saly Frommer Stiftung