Agenda

15.11 - 12.01.2025

ProtoZone 17

Love

Liebe ist, genau wie Pflege, kein unschuldiges Wort. In diesem Zusammenhang einen Ort der Nicht-Arbeit auszurufen, mag wie ein schwacher und müder Seufzer erscheinen. Allerdings befindet sich diese Zone in Zürich in der Schweiz. Der Reichtum dieser Stadt rührt zum Teil von der Textilindustrie und ihren vielfältigen Verwicklungen mit kolonialer, rassistischer, klassenbezogener und geschlechtsspezifischer Gewalt her. Wir erinnern uns an die Vergangenheit dieses Ortes, um immer wieder die gleichen alten Fragen zu stellen: Welche Tätigkeiten werden als wertvoll genug angesehen, um als “Arbeit” bezeichnet zu werden? Wer leistet die nie endende und immer unsichtbare Arbeit der Liebe, der Emotionen und der Fürsorge? Was ist der Preis für diese Unsichtbarkeit und wer bezahlt sie? Welche Infrastrukturen müssen aufgebaut werden, um die am meisten gefährdeten Personen zu schützen?

Arbeit steht weit vorne in Fragen der Identitätsfindung. Somit ist die Beherrschung von Gefühlen im Zusammenhang mit der eigenen Tätigkeit zu einer wichtigen Fähigkeit geworden, wenn nicht sogar zu einer ganzen Reihe von Fähigkeiten, die mitunter zum Job dazu gehören. Soft Skills. Sowohl Liebe als auch Fürsorge werden so zu Schlüsselbegriffen, zu Schlüsselkapazitäten. Kathie Weeks hat einen Aufsatz mit dem Titel “Down with Love” geschrieben, in dem sie sich auf Stimmen feministischer Kritik aus den 1970er Jahre an der Romantisierung von Liebe stützt, um zeitgenössischce Managementdiskurse über Liebe und Glück am Arbeitsplatz zu untersuchen. Hier ist ein Auszug. Viel Spaß.
“Do what you love, they preach; learn how to love your work in ten easy steps. Fall back in love with your job. Learn even to love the work you hate. The future of work is happy.

(…)

In the end it is not really about loving work so much, it would seem, as it is about fashioning oneself into someone who can love one’s work, or at least has the infective aura of someone who does.”

Kathi Weeks: “Down with Love: Feminist Critique and the New Ideologies of Work” in; WSQ: Precarious Work, vol. 45, no. 3&4, 2017.

Shedhalle – Love