In ihren Videos und Installationen schafft die englische Künstlerin Elizabeth Price digitale Umgebungen, in denen verschiedene Schichten einer vom technologischen Wandel bestimmten Geschichte miteinander verwoben sind. Immateriell und sinnlich entwirft sie digitale Architekturen, die diskursive und immersive Räume definieren und die Erfahrung von bewegten Bildern grundlegend erneuern.

In ihrem Vortrag HERE WE ARE weicht die Prägnanz der anfänglichen Aussage „hier“ einer strukturierten Komplexität, die Widersprüche mit sich bringt. Die Künstlerin wird einige dieser Widersprüche in formaler, sozialer und politischer Hinsicht untersuchen. Zusätzlich zu den Ausschnitten aus aktuellen Videos wird Elizabeth Price das Publikum bildlich in die Festplatte ihres Computers versetzen, um den Fluss der Tausenden von Bildern und Artefakten zu verfolgen, die in der Bearbeitungssoftware zusammenkommen.

Das Filmprogramm wird vom Chair of Art in Space and Time, Departement Architektur der ETH Zürich, organisiert.

14:00

Einführung von Jonathan Pouthier:

“Dark Screen: Between Transparency and Opacity”

14:30-16:00

Arjuna Neuman und Denise Ferreira da Silva

14:30

Arjuna Neuman und Denise Ferreira da Silva,

“Ancestral Clouds, Ancestral Claims” 2023, 49 min.

15:30

Q&A mit dem Publikum

16:00-16:30 Pause

16:30

Einführung zu Elizabeth Price

“Elizabeth Price, User Group Disco”, 2009, 15 min.

“Elizabeth Price, The Woolworths Choir of 1979”, 2012, 20 min.

17:30-18:00 Pause

18:00

Lecture von Elizabeth Price: “HERE WE ARE”

Q&A mit dem Publikum

Wie formt uns Verlust? Wie leben die Nachwirkungen von Gewalt in unseren Worten weiter? Wie schreiben wir inmitten der nicht enden wollenden Anhäufungen von Schrecken, Trauer, Verlust und Niederlage? Was kann Queer-Theorie angesicht von Terror nicht bieten?

In dieser Sitzung suchen wir Trost in der heilenden Kraft der Poesie und würdigen die Tulpen, die unsere miteinander verflochtenen Geschichten heimsuchen. Gemeinsam werden wir eine Zukunft kultivieren, die in den Händen blüht, die sich um diese Tulpen kümmert – Symbole des Opfers, der Liebe, der Heimat und unserer gemeinsamen Vision von Befreiung.

Durch kollektives Lesen, Summen, Zuhören und Teilen hoffen wir, die schwere Last des Unbetrauerten ein wenig zu lindern. Dies ist der Raum, den wir schaffen wollen, und der Versuch, der uns am Herzen liegt.

BIOS

Niloofar Rasooli ist eine iranische Schriftstellerin mit einer radikalen Leidenschaft für die Überschneidung von antikolonialem Queer-Feminismus, ausgelöschten Erinnerungen und Archiven, Widerstand, Rebellion, Revolution und der Rückeroberung von errichteten und gelebten Umgebungen im Iran und im globalen Süden. Zuvor arbeitete Niloofar als Journalistin, Autorin und Redakteurin. Ihre Texte wurden unter anderem in Women’s Studies Quarterly (in Kürze), gta papers (in Kürze), Kohl: A Journal of Body and Gender Research (in Kürze), International Journal of Islamic Architecture (in Kürze), Harasswatch, trans Magazine, Woz, 1.mai Committee Pamphlet, Koubeh, Etemad, Kargadan und Abadi veröffentlicht. Derzeit arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich.

Sandra Cane ist Autorin und unabhängige Forscherin im Bereich Queer und Trans Studies. In ihren Arbeiten untersucht sie radikale Zukunftsvorstellungen als kulturelle Praxis, die normative Erzählungen der Gegenwart in Frage stellt. Sie schreibt für Zeitschriften und digitale Plattformen und arbeitet mit Kollektiven, unabhängigen Räumen und Institutionen zusammen, um Performances, Publikationen und Vorträge zu realisieren. Im Jahr 2023 veröffentlichte sie ihre erste Textsammlung beim italienischen Verlag Einaudi. Im Studienjahr 2023/2024 war sie Gastprofessorin für Gender Studies an der Universität Klagenfurt, Österreich.

95th Anniversary of the Treaty of Lausanne at the Château d‘Ouchy

HD film, 10 minutes, 2018

Der Film zeigt eine Aufführung in einem Raum, der Zeuge eines historischen Moments war. Er diente als Konferenzraum für die Verhandlungen, die 1923 zum Vertrag von Lausanne führten, in dem Kurdistan in vier Teile aufgeteilt wurde. Heute ist der Raum eine Suite in einem 4-Sterne-Hotel in Lausanne. Die Künstlerin betritt den Raum mit verbundenen Augen (ohne ihn vorher gesehen zu haben) und versucht, sich zu orientieren. Da die Performerin nicht sehen kann, wird das Sehen des Zuschauers intensiviert, was die Möglichkeit schafft, mehrere Räume und Realitätsebenen gleichzeitig zu erleben.

Masa, 2015

Das Werk „Masa“ (dt.: Tisch) bezieht sich auf den Vertrag von Lausanne, der 1923 in Lausanne unterzeichnet wurde. Darin wurden die Grenzen zwischen der Türkei und Griechenland neu gezogen und Kurdistan zwischen der Türkei, dem Irak, dem Iran und Syrien aufgeteilt. Der Vertrag kommt einer Entmündigung der Kurden und Armenier gleich. „Masa“ befasst sich mit den Orten und Objekten, die mit diesem Vertrag verbunden sind. Im Jahr 2008 schenkte Bundesrat Pascal Couchepin der Türkei den Tisch, auf dem der Friedensvertrag unterzeichnet wurde.

Nach umfangreichen Recherchen beschloss die Künstlerin, eine Replik des Originaltisches anzufertigen und der Schweiz als Geschenk (zurück) anzubieten. Im Jahr 2015 wurde die erste Aktion vor dem Palais de Rumine in Lausanne organisiert. Im Jahr 2016 wurde die Aktion in Bern vor dem Schweizer Parlament wiederholt.

– Beginn um 18 Uhr.

– Der Tisch wird ausgestellt.

– Vorführung des Films „95. Jahrestag des Vertrags von Lausanne im Schloss von Ouchy“ (10 Minuten).

– Gespräch mit Mîrkan Deniz und den beiden Autor*innen, Yasmin Afschar (Kunsthistorikerin und Kuratorin) und Matthieu Jaccard (Kunsthistoriker und Architekt).

– Essen und Getränke

Das Institute for Scene Experiments ist eine fiktive Einrichtung, die sich der Erforschung, Produktion und Verbreitung von Szenen widmet. ISE versammelt Gruppen von Performer*innen und Techniker*innen, um Elemente von Filmszenen zu analysieren, zu dekonstruieren und für die Kamera zu rekonstruieren, wobei alternative Inszenierungsformen für Erzählung, Bild, Ton und Licht erforscht werden.

ISE zielt darauf ab, die Filmcrew als soziale Form zu reflektieren und sich mit der Generativität und den Möglichkeiten von Szenen unabhängig von Handlung, Entwicklung und Schlüssigkeit zu befassen, und zwar sowohl durch formale Techniken als auch durch kollektive Autor*innenschaft, „offene Proben“ und kollektiven Schnitt.

Die Protozone12: Syncretic Sites (Sept-Nov23) verhandelte zeitgleich mit dem erneuten Ausbruch der brutalen Gewalt in Israel und Palästina ein synkretistisches Verständnis von Welt. Im Text von ‘Syncretic Sites’ steht, dass “ein synkretistisches Verständnis die Welt auf ihre Vielfältigkeit und Dichte öffnet. So erschafft übereinander Gestapeltes, ineinander Verwickeltes und untereinander Verschmolzenes nicht eine einzige Weltsicht, sondern Welten der Koexistenz – im Plural.” In Zeiten affektiver Ausnahmezustände kommt es zu Polarisierungen und mitunter wird es beinahe unmöglich, Komplexität aufrechtzuerhalten.

Als Gegenpol und Ergänzung zur Auseinandersetzung mit aktuellen Geschehnissen durch Kanäle der Medien und Nachrichtendienste verschreibt sich “PS: Syncretic Sites” den behutsamen Zonen des Zusammenkommens im selben Raum. Neben geteilten Worten, Gedanken und Bedenken, geht es um verkörperte Praktiken und Nachbar*innenschaft in der Gegenwart voneinander.

In der Ausstellung Protozone12: Syncretic Sites ging es unter anderem um erweiterte Arten des Zuhörens. Daran knüpfen wir an, und schlagen vor, einander in anerkennendem Zuhören, Sprechen und durch die Ko-Existenz unterschiedlicher Perspektiven und Interessen im selben Raum zu begegnen. Welche Bedürfnisse sind im Raum? Welche Handlungsoptionen?

“PS: Syncretic Sites” richtet sich an Kulturschaffende (Künstler*innen, Freischaffende und Angestellte in Institutionen) sowie ein interessiertes breites Publikum. Wir arbeiten mit Kommunikationsunterstützungen, Gesprächs-Scores und verkörperten Praktiken.

Dreaming Communal mit Chris Paxton

A Solastalgic Cooking & Listening Performance

Solastalgie ist ein Neologismus, der sich aus der Kombination des lateinischen Wortes sōlācium (Trost, Leichtigkeit, Trost) und der griechischen Wurzel -algia (Schmerz, Leid, Trauer) zusammensetzt und eine Form emotionaler oder existenzieller Belastung beschreibt, die durch Umweltveränderungen verursacht wird. Der Begriff wurde 2005 vom Philosophen Glenn Albrecht geprägt, der ihn als „das Heimweh, das man hat, wenn man noch zu Hause ist“ beschrieb. Wie erleben wir gemeinsam Trost oder Schmerz auf einem verschwindenden Planeten? Können wir durch die Dunkelheit unserer Gegenwart von der Zukunft träumen? Welche Klangökologien können wir durch gemeinsames Zuhören und Träumen zum Leben erwecken?

Ein Gemüsecurry, vielleicht ein Paradebeispiel für Wohlfühlessen, wird gemeinsam mit den Zutaten und Werkzeugen zubereitet, die uns zur Verfügung stehen, während wir unsere Gefühle, Wünsche und Träume für eine verschwindende Erde teilen. Die Teilnehmenden sind eingeladen, während der gemeinsamen Zubereitung des Essens zu einer Geräuschkulisse beizutragen. Klangbeiträge können die Form eines Gedichts, eines Traums, eines Textes oder auf andere Weise annehmen, solange sie die Frage widerspiegeln: Was sind nun unsere Träume für die Erde?

Komm wie du bist. Alle sind zum Kochen, Teilen und Zuhören eingeladen. Stille ist willkommen.

Chris Paxton

Der in Berlin lebende Kochkünstler Chris Paxton, Gastgeber der saisonalen Dinner-Listening-Veranstaltung Dreams im Kwia, ist außerdem Mitbegründer der Lucky You Studios und kuratiert einzigartige kulinarische Erlebnisse für Kund*innen wie Highsnobiety und Resident Advisor. Als Chef-in-Residence im Nuova Atlantide im Jahr 2023 erforschte er Bewegung, Sprache und Landschaft. Zu seinen Arbeiten, die in Planetary Embodiments vorgestellt werden, gehört „Recipes in Ruins“, eine Zusammenarbeit mit Maia Magoga, die magische Rezepte mit Träumen für die Zukunft verbindet. Chris’ immersive Kochkunst, die in zyklischen Zeit- und lokalen Besonderheiten verwurzelt ist, fördert kollektive Visionen durch gemeinsame Mahlzeiten, die über den Tisch hinausgehen. Seine Arbeit stellt ökologische (Ent-)Verbindungen in Frage und konfrontiert die Esskulturen, die von der kapitalistischen und kolonialen Geschichte heimgesucht werden. In einer kollaborativen Traumlandschaft verwebt Chris Klang und Essen und schlägt einen Höhepunkt von Wünschen vor, die durch Kommensalität, Zusammenarbeit und Zuhören zum Ausdruck kommen.

Belia Winnewisser

Produzentin und DJ Belia Winnewisser lebt und arbeitet in Zürich. Zum Abschluss ihres Studiums der Musik- und Medienkunst versuchte Belia in ihrer Arbeit Klangkunst und Popmusik zu verbinden. Mit ihrem ersten Album Radikale Akzeptanz, erschienen bei Präsens Editionen, ist ihr genau das gelungen. Darüber hinaus verschaffte ihr die Veröffentlichung eine internationale Wahrnehmung. Am 2. Juli 2021 erschien Belias zweites Album SODA. Mit diesem Album markierte die Künstlerin einen weiteren Meilenstein in ihrer Solokarriere und festigte ihren Ansatz in derTonproduktion. Das Medienecho auf die Veröffentlichung zeigte, dass Winnewisser damit nicht nur ihren eigenen, sondern auch einen spannenden Weg gefunden hat. Ein Jahr später erschien die EP „Mother Earth Took Poison In Her Soil“ auf dem Frankfurter Label Die Orakel, die Belias erfrischenden Ansatz zur Clubmusik präsentierte.
Neben ihrer Tätigkeit als Produzentin ist Belia Resident-DJ im Kapitel Bollwerk in Bern und genießt diverse Bookings. Belias DJ-Sets strotzen vor Energie und Emotionen und zeichnen sich durch ihr Gespür für Rhythmus und Spannung aus.

Contemporary Queer Chinese Art ist das erste englischsprachige akademische Buch, das die Überschneidungen von queerer Kultur und zeitgenössischer chinesischer Kunst von Mitte der 1980er Jahre bis in die Gegenwart erforscht. Das Buch versammelt 17 international renommierte Künstler*innen, Aktivisten*innen, Kuratoren*innen und Wissenschaftler*innen, um die heterogenen Ausdrucksformen des Chinesischen und des Queer-Seins in der zeitgenössischen Kunst aus China und der chinesischen Diaspora in Asien, Europa und Nordamerika zu untersuchen.

Durch die Untersuchung zeitgenössischer visueller Kunst, Performance und Aktivismus bietet dieses Buch ein reichhaltiges Archiv queerer chinesischer künstlerischer Ausdrucksformen. Es bietet wertvolle Einblicke in den Status quo und die intersektionalen Kämpfe chinesischer Künstler*innen, die sich selbst als queer bezeichnen und ihre Arbeit mit queeren Positionen und Perspektiven in Verbindung gebracht haben. Durch den Austausch persönlicher Erfahrungen, künstlerischer Ausdrucksformen und kritischer Einsichten darüber, was es bedeutet, in einem transnationalen Kontext queer und chinesisch zu sein, zeigt das Buch vielfältige Formen und Möglichkeiten queerer Politik in den Bereichen Kunst und Aktivismus auf.

Montag, 27 November 2023

19:00 – Einlass & Apero

20:00 – triff Diyi Mergenthaler,
Co-editor des Contemporary Queer Chinese
Art & PhD Student*in der Kunstgeschichte UZH

20:35 – Artist Duo Ziwei Huang & Yumo Cheng
sprechen über ihre queere Kunstperformance
The Grand Gay Wedding und zeigen den Trailer zu ihrer neuen Performance Little
Whore House de Chinois der aktuell bei den Porny Days läuft

21:15 – Gespräche mit Kunstgeschichtler
Daniel Berndt x Diyi x Yumo x Ziwei

Dieser Workshop nutzt Methoden des Live Action Role-Playing (LARP), um die Welt und die Charaktere von Winged Eros zu erweitern.

Ein LARP ist eine Art Rollenspiel, bei dem die Spieler*innen in ihrer Rolle miteinander interagieren und in einer fiktiven Umgebung Ziele verfolgen oder Wünsche ausleben. Dies beinhaltet eine Form der kollektiven Welterschaffung, da die Spieler*innen der fiktiven Welt und ihrer Erzählung durch improvisierte Aktionen Gestalt geben. In diesem Workshop werden wir Praktiken der Welterschaffung durch die Linse von Handlung, Ritual und Geste betrachten:

Welterschaffung entsteht aus dem Zusammenspiel zwischen der Handlungsfähigkeit der Spieler*innen in Bezug auf ihre Figuren, andere Spieler*innen und die Welt. Eine Welt wird durch das ausgehandelte oder vorgegebene Setting geschaffen, in dem sich die Improvisation der Spieler*innen entfaltet. LARP nutzt Spielmechanismen, Rituale, die nicht durch ihre Bedeutung, sondern durch ihre Wiederholbarkeit bestimmt sind, sowie Gesten, mit denen die Spieler*innen ihre Absicht zum Ausdruck bringen können.

Der Workshop wird in Zusammenarbeit mit dem Forschungsschwerpunkt Ästhetik der Zürcher Hochschule der Künste organisiert. Er ist offen für alle ohne Vorkenntnisse im LARPing.

Lauryn Youden is a performance and installation artist, poet and independent curator based in Berlin. Her practice derives from her research and navigation of modern Western medicine, the medical-industrial complex, ‘alternative’ healing practices and traditional medicine for the treatment of her chronic Illnesses and invisible disabilities.
By publicly presenting her personal experiences and re-evaluations of the history of medicine through a feminist, Crip queer lens, her work illuminates and advocates for repressed, marginalized and forgotten practices of care and knowledge.

Youden is currently in residence at the Künstlerhaus Bethanien, Berlin. She was the winner of the Berlin Art Prize in 2016, is a founder and co-director of Ashley Berlin and organizing member of Sickness Affinity Group (SAG)