The Institute for embodied creative practices
Das Institute for Embodied Creative Practices ist ein von der Künstlerin und Choreografin Isabel Lewis gegründeter Korpus für besondere Anliegen und sensorische Methoden im Umgang mit ihnen. Dieses als fiktives Institut gedachte Forschungszentrums „The Institute for Embodied Creative Practices“ hatte Lewis ursprünglich 2016 als Antwort auf eine Einladung zu einer Einzelausstellung im Ming Contemporary Art Museum in Shanghai gegründet, die nie stattfand.
Lewis hat das Institut seitdem unter verschiedenen Namen und unterschiedlichen Formaten modelliert. Zuletzt fand es als eine 3-Raum-Installation mit einem 8-wöchigen Programm aus Workshops, Vorträgen, Screenings und zeitgenössischen Teezeremonien im Gropius Bau als Teil der Ausstellung “Welt Ohne Aussen” statt , als kostenfreie Sessions mit Gastkünstler*innen in ihrem Atelier in Callie’s Berlin, sowie im Bewegungsforschungszentrum der Galerie Wedding und seit 2021 an der HGB Leipzig.
Als sich immer weiter entwickelndes Projekt und Erweiterung ihrer Studiopraxis, erfindet das experimentelle Institut und Forschungszentrum das Format „Institution“ neu und spekuliert, was eine Kultur-/Bildungsinstitution der Zukunft sein kann oder auch sein könnte. Das Institut konzentriert sich vor allem auf die Analyse und Anpassung bestehender Formate sowie die Schaffung neuer Formate für öffentliche Ansprachen und Erlebnisse. Es arbeitet auf struktureller, organisatorischer und sensorischer Ebene an Innovationen, um einen fruchtbaren Boden für die Entstehung neuer Formen kultureller Produktion, Reflexion und Kritik zu schaffen.
Wichtige Mitarbeitende im Laufe der Jahre waren Teekünstlerin Dambi Kim, Geruchsforscherin Sissel Tolaas, bildende Künstler wie Dirk Bell und Matthew Lutz-Kinoy, Kurator*in und DJ Lou Drago, die Klangkunst von LABOR und die Künstler*innen/Regisseur*innen Thea Reifler und Philipp Bergmann.
The Institute for Embodied Creative Practices in der Shedhalle wird co-hosted von Isabel Lewis gemeinsam mit den Künstler*innen Josephine Baan, Nina Emge, Izidora l LETHE, Juliette Uzor, Tyra Wigg und internationalen Hochschulen. (mehr Info dazu und zur Teilnahme folgt bald)
The Institute of Embodied Creative Practices wird unterstützt durch Kanton Zürich Fachstelle Kultur
Isabel Lewis, geboren 1981 in Santo Domingo, ist eine US-amerikanische Künstlerin mit dominikanischen Wurzeln. Sie studierte Literaturwissenschaft, Tanz und Philosophie und ist heute in den Bereichen Theater, Tanz und Musik tätig. Mit ihrer Arbeit erweiterte sie das Feld der zeitgenössischen Kunst um das Format der Occasions. Mit beharrlicher Experimentierfreudigkeit und Forschungsmethoden, die aus Körpererfahrungen entstehen, schafft Lewis alternative Formen der Sozialität zwischen menschlichen und nicht menschlichen Akteur*innen. Zum bisherigen Gesamtwerk der Künstlerin zählen die Formate Occurrences, Arrangements, Activations, Expanded Viewings, Sensory Parcours sowie Workshops, Listening Sessions und Lecture Performances. Der Fokus ihrer grundsätzlich kollaborativen Praxis liegt dabei auf affektiven Körpererfahrungen, die alle Sinne ansprechen. Ihre Arbeiten wurden weltweit in zahlreichen Museen sowie auf Biennalen und Festivals gezeigt: Martin Gropius Bau Berlin, Tanz im August Berlin, Kampnagel Hamburg, Kunsthalle Basel, Kunsthalle Zürich, Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Göteborg International Biennial for Contemporary Art, Tate Modern, Liverpool Biennale, Serpentine Galleries, Palais de Tokyo, Dia Art Foundation, Sharjah Biennial, Karachi Biennial, Ming Contemporary Art Museum Shanghai.
Im Jahr 2021 begann ihre langfristige Zusammenarbeit mit der TBA21 Academy, in deren Rahmen die Arbeit “O.C.E.A.N.I.C.A. (Occasions Creating Ecologically Attuned Narratives in Collective Action)” im Ocean Space Venedig entstand. Im selben Jahr war sie Ko-Kuratorin des zwölfmonatigen Programms “Existing Otherwise” in der Berliner Galerie Wedding. Isabel Lewis lebt und arbeitet in Berlin. Sie folgte bereits im Wintersemester 2021/22 auf Alba D’Urbano im Studiengang Medienkunst und ist die erste Professorin für performative Künste an der HGB Leipzig.
Josephine Baan (auch unter den Namen Joseph, Jo oder einer anderen Variante davon bekannt) ist ein*e Künstler*in und Pädagog*in, der*die zwischen Zürich und Rotterdam lebt. In deren Praxis befasst dey sich mit Kunst, Bildung und Zusammenarbeit als Mittel zur Förderung des kreativen Aufschwungs. Dey interessiert sich für die Komplexität von Kollektivität und für die Möglichkeit, eine Solidarität zu schaffen, die nicht homogenisiert, sondern Unterschiede bekräftigt.
Dey tritt mit deren Körper und deren Stimme auf und stellt Installationen, Requisiten, Skripte und Choreografien her, die die Räume und Beziehungen zwischen dem Fleisch und dem Wort, menschlichen und nicht-menschlichen Körpern sowie Veränderung und Bewahrung erkunden. Indem dey materiell und performativ zwischen Dingen, Wesen und Situationen denkt, wechselt dey bewusst die Perspektive, um Rollen und Lesarten von Macht und Kontrolle im Verhältnis zu Zuneigung und Gesten der Fürsorge zu beeinflussen.
Deren Praxis ist eng mit deren Arbeit als Pädagog*in verbunden, die von radikaler Pädagogik und nicht-hierarchischen kollaborativen Methoden beeinflusst ist. Dey ist Gründungsmitglied des in Rotterdam ansässigen Bildungskollektivs sohere Friendly Stalking und leitet seit 2019 die School of Commons in Zürich mit, eine Basisinitiative, die sich dem Studium und der Entwicklung von dezentriertem Wissen widmet, mit einem Fokus auf Praktiken des Peer-Learnings und des Commoning. Deren aktuelle Forschung beschäftigt sich mit der Entwicklung einer Performance-basierten Pädagogik, die verkörpertes Lernen, Inkohärenz und Queerness als Werkzeuge für kollektive Welterfahrung einbezieht.
Nina Emge wurde 1995 in Zürich geboren. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich und Berlin. In Emges künstlerischer Praxis stellt sich die Frage „Wie hören wir einander zu? Wem höre ich zu?“ in jeder Arbeit. Aus diesen Fragen resultieren Rauminstallationen, Skulpturen und Audioarbeiten. Im Fokus steht das Moment der Schnittstelle/Überlappung. Dies zeigt sich unter anderem in ihrer Recherche und Archivarbeit, Zeichnungen, sowie in den oft kollaborativen Arbeits- und Entstehungsprozessen der Werke. Nina Emge studierte an der Zürcher Hochschule der Künste, wo 2019 das Bachelorstudium mit Auszeichnung abgeschlossen wurde. Die Arbeiten wurden in der Halle für Kunst Lüneburg, Uferhallen Berlin, Istituto Svizzero in Roma, La Becque, Shedhalle Zürich, Kunsthalle Zürich, Helmhaus Zürich und weiteren nationalen sowie internationalen Ausstellungsräumen gezeigt.
Izidora l LETHE ist ein*e transdisziplinäre*r und konzeptionelle*r Künstler*in. Izidoras Praxis umfasst Choreografie, Skulptur und Video, begleitet von entsprechenden Zeichen- und Schreibprozessen. Deren forschungsbasierte Arbeit zielt darauf ab, kanonische Geschichten zu erweitern oder zu untergraben und den Körper als epistemologische Orientierung zu verorten.
LETHE erhielt einen MFA am San Francisco Art Institute (SFAI, 2015-2017) und ihren BFA an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK, 2010-2013). Zu deren jüngsten Ausstellungen gehören COURONNE (Biel) (2022), SHEDHALLE (ZH, CH) (2021), Cabaret Voltaire auf dem Monte Verità (TI, CH) (2021), das Leslie Lohman Museum (NYC, USA) (2021-22), das Contemporary Jewish Museum (CA, USA) (2019-20) u.a. LETHE erhielt das merit-based full fellowship für ihren MFA am SFAI, sowie das IMA-Fellowship der New York Foundation for the Arts (2018). LETHE ist ein BANFF Centre for the Arts Resident Fellow (Banff, Kanada, 2018) und derzeitiger BINZ39 Atelieraufenthalt (Zürich, 2022-24).
LETHE überträgt deren Praxis in den Bildungsbereich und unterrichtet als Gastprofessor*in an der University of Washington (UW, Seattle, 2020), dem San Francisco Art Institute (SFAI, 2017-2020) und derzeit an der F+F Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich und dem Hyperwerk (Basel) Seminare zu Embodied Classes, Kunstgeschichte und -theorie sowie Kritik.
Mit ihrer Grundlage in zeitgenössischem Tanz, somatischen Praktiken und Massagetherapie macht Tyra Wigg Performances, die die subjektive körperliche Wahrnehmung des Publikums ansprechen und erweitern. Tyra glaubt, dass Konzepte wie Ökologie und Queerfeminismus nur durch eine intime und interessenbasierte Beziehung zur eigenen Körperlichkeit vollständig verwirklicht werden können.
Um den Begriff der Massage während der Pandemie zu erweitern, entwickelte Tyra die 1-on-1 interaktive Performance phone massage, die auf dem BONE Performance Art Festival und dem Young Urban Performance Festival präsentiert wurde. Deren Stück Physical Empathy (2021) in Koproduktion mit ROXY Birsfelden und Weld, erforschte Berührungs- und Fürsorgearbeit im Bühnen Kontext weiter. Tyra präsentierte deren Solo The Hand, the rock, your Shoulder and my Mouth im Frühjahr 2022 in der von Lucie Tuma kuratierten Protozone „Zones of Kinship, Love & Playbour“ in der Shedhalle und setzt derzeit deren choreografische Recherche in Bezug auf Massage- und Care Arbeit fort .
Als Tänzer*in, Performer*in und Co-Creator*in arbeitet Tyra mit Künstlern wie Gisèle Vienne, Shu Lea Cheang, Heiner Goebbels, Ernestyna Orlowska, Marina Abramovic, Alexandra Pirici und Inga Gerner Nielsen sowie dem Zürcher Performance-Netzwerk DIVAS zusammen.