Soot Breath / Corpus Infinitum ist ein Film, der sich der Zärtlichkeit widmet. Er zeichnet eine radikale Empfindung nach, die wir durch das Zuhören des Blues gelernt haben, durch das Zuhören der Haut, der Hitze und durch das Zuhören von Echos, durch Zuhören an sich.
Wir fragen uns, könnte Zärtlichkeit totale Gewalt auflösen? Könnten Tränen totale Extrahierung ersetzen?
Auf dem Weg dahin imaginieren wir das Menschliche und seine Subjektbildung jenseits von rücksichtslosem Begehren und tödlicher Abstraktion, jenseits vom Geist und den Augen und den edlen Sinnesorganen, jenseits von totaler Ausbeutung und ihren Ausdrucksformen in Ethnographie, Grenzregimen, Sklaverei, sexuellem Missbrauch, Handel und Bergbau.
Stattdessen wenden wir uns der Haut zu, der Resonanz und Zärtlichkeit als dem Rohmaterial für unsere neu imaginierten und auf die Erde bezogenen Empfindungen. Wir erinnern uns daran, dass Zärtlichkeit bedeutet, sich weich wie biegsames Gras zu machen, und Aufmerksamkeit bedeutet, sich zu kümmern, zu dienen. Dienen, wissen wir, ist das Gegenteil von Sklaverei, genauso wie Gewalt sich durch Fürsorge aufzulösen vermag.
als Teil von Protozone12: Syncretic Sites
Arjuna Neuman ist Künstler, Filmemacher und Schriftsteller. Seine Filme und Installationen wurden international gezeigt, unter anderem auf der Berlin Biennale, Manifesta, Sharjah Biennale und in Museen wie dem Centre Pompidou, dem Madre Museum, MAAT und dem Jamee Art Centre. Als Schriftsteller hat er Essays in Relief Press, Into the Pines Press, The Journal for New Writing, VIA Magazine, Concord, Art Voices, Flaunt, LEAP, Hearings Journal, Umbau und e-flux veröffentlicht. Arjuna Neuman hat am California Institute of the Arts studiert. Er arbeitet mit der Essay-Form als einem multiperspektivischen und beweglichen Ansatz, bei dem das “Essay” zur inhärent zukunftsorientierten und experimentellen Methode ist. Dies dient als Leitprinzip seiner Forschung und Produktion, die von den Blickwinkeln des Körperlichen, Haptischen und Affektiven bis hin zum Geopolitischen, Planetaren und Kosmologischen wechseln. Er hat Mixtape-Essays auf Dublab, Radio Alhara und NTS veröffentlicht. Er ist auch Mitbegründer von www.archiveofbelonging.org – einer Ressourcen-Datenbank für Migrant*innen und geflüchtete Personen.
Denise Ferreira da Silva ist praktizierende Künstlerin und Philosophin. Sie ist Direktorin und Professorin am Institute of Social Justice-GRSJ an der University of British Columbia (Vancouver, Kanada), Professorin an der Monash University School of Art, Architecture and Design (Melbourne, Australien). Seit Frühjahr 2023 besetzt sie auch den International Chair of Contemporary Philosophy am Department of Philosophy der Universität Paris 8.
Denise ist Autorin von “Toward a Global Idea of Race” (University of Minnesota Press, 2007), “Unpayable Debt” (Stenberg / MIT Press, 2022) und Mitherausgeberin (zusammen mit Paula Chakravartty) von “Race, Empire, and the Crisis of the Subprime” (Johns Hopkins University Press, 2013). Ihre zahlreichen Artikel wurden in führenden interdisziplinären Zeitschriften wie Social Text, Theory, Culture & Society, Social Identities, PhiloSOPHIA, Griffith Law Review, Theory & Event, The Black Scholar u.a. veröffentlicht. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit den ethisch-politischen Herausforderungen globaler Gegenwart. Sie ist Mitglied mehrerer Gremien, darunter das Haus der Kulturen der Welt (Berlin), das International Consortium for Critical Theory Programs und die Zeitschriften Postmodern Culture, Social Identities und Dark Matter.
Die Zusammenarbeit von Arjuna Neuman und Denise Ferreira da Silva umfasst die Filme “Serpent Rain” (2016), “4 Waters-Deep Implicancy” (2018) und “Soot Breath//Corpus Infinitum” (2020). Ihre Filme wurden in renommierten Kunststätten ausgestellt, wie dem Centre Pompidou (Paris), der Whitechapel Gallery, der 56. Venedig-Biennale, dem Haus der Kulturen der Welt (Berlin), dem Centre for Contemporary Art (Glasgow), der Julia Stoschek Collection (Düsseldorf), dem Arnhem Museum (Niederlande) und mehr. Ihre Filme wurden auf der Berlinale Forum Expanded, dem Images Festival Toronto, Doclisboa, Pravo Ljudski und anderen Festivals gezeigt. Sie waren Künstler*innen des Jahres 2021 am Flaherty Seminar und ihre Arbeiten sind in der Belkin Museum Collection enthalten. Im Jahr 2023 präsentieren sie die Sammlung ihrer Filme im MACBA (Barcelona) und im Oktober werden sie ihren neuen Film “Ancestral Clouds, Ancestral Ghosts” in der Kunsthalle Wien uraufführen.
2021 wurden “Serpent Rain” und “4 Waters-Deep Implicancy” in der Shedhalle im Rahmen von Denise Ferrerira da Silvas “Elemental Study Room” präsentiert, ihrem Beitrag zu Protozone2: Continuity/Transpassing – making histories together in more-than-human words.