Contamination/Resilience
The Impossibility of Living Without Each Other
Durch die Krise werden Tendenzen in der Gesellschaft offenbart, die sich schon vor der Pandemie abgezeichnet haben: wachsende Ungleichheit zwischen Armen und Reichen, zunehmende Schwächung von Gesundheits- und Sozialsystemen, steigende Abhängigkeit von internationalem Warenverkehr, aggressiver Nationalismus und verstärkte Marginalisierung bestimmter Personengruppen. Die Krise hat Angst zur zentralen Handlungsmotivation erhoben. Ein apokalyptisches Ende scheint leichter vorstellbar als ein unterstützendes Miteinander.
Gleichzeitig zeigt die gegenwärtige Lage, wie sehr wir Menschen untereinander und mit anderen Spezies verbunden sind. In dieser Situation entwirft die Protozone CONTAMINATION/RESILIENCE neue und hoffnungsvolle Zukunftsvisionen.
Die Protozone CONTAMINATION/RESILIENCE sucht nach Entwürfen, in denen Wissenschaft, Technologie und Kunst gemeinsam bestehen können, und sie erforscht Formen, die solidarische Koexistenz diverser Lebewesen, Kulturen und Gender ermöglichen. Dabei ist das experimentelle Ausstellungsformat der Shedhalle, die Protozone, selbst ein im Prozess befindliches System.
Um dem Begriff der Resilienz näherzukommen, stützt sich CONTAMINATION/RESILIENCE auf feministische Ideen von Science-Fiction-Autor*innen wie Octavia Butler und Marge Piercy sowie Theoretiker*innen wie Vandana Shiva, Donna Haraway und Silvia Federici. Es geht um Verbindungen, um Beziehungen, um Vernetzung. Denn in der Welt, die die Autor*innen imaginieren, wird die Diversität des Lebens wertgeschätzt und geschützt, weil seine komplexen Verflechtungen und Abhängigkeiten in Familien, Communities und Ökosystemen sichtbar werden. Die leitende Frage ist:
Wie könnte die Welt aussehen, wenn wir uns dazu entscheiden, Dinge radikal anders zu tun?
CONTAMINATION/RESILIENCE nimmt den Gedanken der Utopie als Ausgangspunkt, einen stetigen (Aus-)Handlungsprozess zu beschreiben. Es geht um Krankheit und Pflege sowie gegenseitige Unterstützung und darum, sich wechselseitig zu verändern und verändern zu lassen. Damit eröffnet sie auch einen Raum, eigene Haltungen und eingeübte Mechanismen im Umgang mit der Krise zu überdenken.
Vor diesem Hintergrund bringt die Protozone Praktiken, Theorien, Science-Fiction-Romane und Kunstwerke zusammen, die queere und eco-feministische Ansätze verfolgen und ein neues Denken über die Zukunft anregen.
Die Hi-Intensity-Phase zur Eröffnung von CONTAMINATION/RESILIENCE lädt 12 Künstler*innen und Kollaborateur*innen in die Shedhalle ein, um bestehende Kunstwerke und die damit verbundenen Prozesse zu zeigen. Die Shedhalle ist ab dem Moment des Sonnenuntergangs am 23. Oktober für zwei Tage und zwei Nächte geöffnet. Das Publikum ist eingeladen, die erste Protozone umfangreich zu erleben und aktiv teilzuhaben. In der anschliessenden Low-Intensity-Phase sind die Arbeiten an den Wochenenden bis zum 6. Dezember zu sehen.
Teilnehmende Künstler*innen: Lou Drago, Anna Ehrenstein + House of Tupamaras, Nina Emge, Nicholas Grafia + Mikołaj Sobczak, Dominique Koch, Shaun Motsi, Omsk Social Club, Stéph + Tina Yemi Reden, Sabrina Röthlisberger, Lauryn Youden.
Im Ausstellungsraum rufen die Werke unterschiedliche Bewusstseinszustände hervor. Sie laden auf spielerischen Plattformen zur Spekulation ein und regen dazu an, Wissen anzuwenden und weiterzugeben, zusammenzuarbeiten, Verbindungen und Wechselwirkungen nachzuspüren sowie Zusammenhänge aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen und zu fühlen.
Weitere Programmdetails in der Agenda.
Programmiert von Philipp Bergmann und
Thea Reifler für Shedhalle
Unterstützt durch Stadt Zürich Kultur, Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung, die Abteilung Kultur Basel-Stadt, Saly Frommer Stiftung, Badertscher AG